Kontrollverlust

Lange Arbeitslosigkeit und zahlreiche erfolglose Bewerbungen brachten die 49jährige Kathrin aus dem Gleichgewicht: „Das löste große Ängste aus, dass all meine Anstrengungen, eine Lebensveränderung selbstbestimmt zu gestalten, umsonst gewesen waren. Gefühle von Kontrollverlust, Hilflosigkeit, persönlicher Entwertung und panischer Zukunftsangst stellten sich ein.“

Sie kämpfte mit Schlaf- und Essstörungen, Rückenschmerzen, täglichem Weinen, Erschöpfung und Hoffnungslosigkeit. „Ich verlor auch das Interesse an allen Freizeitaktivitäten, die mir vorher wichtig gewesen waren und an sozialen Kontakten. Ich schämte mich, anderen von meiner prekären Lage erzählen zu müssen, die ich als persönliches Versagen empfand. Als dann Suizidwünsche häufiger und intensiver wurden, wusste ich, dass ich Hilfe brauche.“

Silberstreif: „Gleiche unter Gleichen“

Partner und das soziale Umfeld waren auf Dauer überfordert und bagatellisierten die Probleme. Kathrin zog sich zurück und entschied sich schließlich für Psychopharmaka und eine Psychotherapie. „Auch Silberstreif etablierte sich als äußerst wichtige Unterstützung für zwei Jahre. Was mich anzog, war der Ansatz der Selbsthilfe, das heißt die Sicherheit 'Gleiche unter Gleichen zu sein'. Ich musste keine Show spielen, sondern konnte meine Verzweiflung und alle negativen Gefühle und Gedanken aussprechen und teilen. Ich habe Verständnis empfangen, Trost aber auch Ermutigung erhalten und mich angenommen gefühlt. Sehr wichtig war auch, dass ich andere Frauen bestärken konnte, ihre kleinen Schritte aus der Krise heraus mitverfolgen und sie dabei unterstützen durfte, diese persönliche Entwicklung zu würdigen."

Selbstfürsorge statt Druck

"Durch Silberstreif konnte ich soziale Lernprozesse bei mir und den anderen Frauen erleben, mir selbst Zeit für die Bewältigung der Krise eingestehen und mit kleinen Schritten zufrieden sein, statt auf „die Lösung“ zu hoffen. Ich konnte nun Hilfe suchen, aber dabei in der Gegenwart bleiben, statt die belastende Vergangenheit zu fokussieren oder mich mit unerreichbaren Zukunftsvorstellungen unter Druck zu setzen. Ich lernte, meine Selbstfürsorge zu verbessern, mir Zeit zu nehmen für mich selbst und Ressourcen zu stärken durch schöne, stabilisierende Aktivitäten, soziale Kontakte oder durch Ruhe und Entspannung. Nicht nur den Druck, Leistung bringen zu müssen, sondern auch das Recht auf Wohlbefinden und Freude am Leben in den Aufmerksamkeitsfokus zu nehmen.“

Artikel aktualisiert am 26.02.2018